Friedrich von Gerstenberg    

 

Ein großer Schmerz, so klagst du, sei dein Leben,

O es ist groß, in Leid sein Herz verwalten,

Und schöner ist, als früh enttäuscht, erkalten,

Gläubig das Herz mit Liebestraum umweben.

 

So Viele flieht, was je sie wollt’ durchbeben,

Kein Glück, kein Schmerz vermochte auszuhalten

Und Zweifel stahl sich in des Herzens Falten,

Ob mehr gewährt dem Menschen ward als Streben.

 

Dir ward der Glaub’ an dauernd Glück beschieden,

Wo süßes Weh wird selbst das Nie-Erreichen,

was aber willst dem Zweifelnden du bieten?

 

Nichts bleibt ihm, nichts, und Alles wird entweichen!

O glaublos ist das Bitterste hienieden,

Ein Bettler steht er knirschend unter Reichen!

 

 

 

Friedrich von Gerstenberg    

 

O letzte Nacht, - im Auge glänzt die Zähre,

O letzte Nacht, von weißem Arm umfangen!

Wie sonst kömmt durch die Buchen noch gegangen

Das Sternenlicht, daß es die Nacht verkläre;

 

Wie sonst des Mondes lust’ge Silberfähre,

Da wir uns herzend in einander schlangen,

Und noch erklingen, wie sie immer klangen,

Meer, Wald und Luft, als ob das Glück noch währe.

 

O Liebeslust, nur noch von armen Stunden,

O Liebeswort, nun bald verklungen bebend,

O Liebesleid, auf immer bald gefunden!

 

Du wendest dich, noch gute Nacht mir gebend,

Ach schlimme Nacht, wie keine noch geschwunden.

Vom Tag nur überboten jetzt sich hebend.